Hier möchte ich euch zeigen, wie wir unser selbstgewonnenes Saatgut säubern und zur schimmelfreien Lagerung vorbereiten. Es ist sehr einfach und der Aufwand sehr gering.
Über diese Methode habe ich vor einigen Jahren auf dem Blog von Experiment Selbstversorgung gelesen und probierte es direkt aus. Weil es wunderbar funktioniert, möchte ich mein Wissen hier nun auch an unsere Leserschaft weitergeben. Den Artikel vom Experiment Selbstversorgung findest du hier.
In meinem Beispiel nehme ich Tomatensamen. Die sind ja tollerweise immer en masse zu haben, wenn du Tomaten anbaust. Jedes Frühjahr, wenn wir unsere Tomaten vorziehen und ich wie immer Schiss habe, dass es zu wenig Pflanzen sind und sie alle aus irgendeinem Grund eingehen könnten, pflege ich zu sagen: „Naja, wir brauchen ja nur eine Tomate zu ernten. Dann ist das Saatgut fürs nächste Jahr gesichert.“ Mittlerweile haben wir aber natürlich soviel Saatgut selbstgewonnen, dass ich mir eigentlich gar keine Sorgen mehr machen muss.
Früher habe ich Saatgut aus Unwissenheit immer ungereinigt auf Küchenpapier verteilt und trocknen lassen. Das ging nur mäßig gut. Zum einen klebten die Samen auf dem Papier fest; zum Einpflanzen musste ich sie wie LSD-Trips einzeln abreißen und das Papierstück mit dem Samen drauf einpflanzen. Zum anderen ist uns das auf diese Weise eingelagerte Saatgut über den Winter mehr als einmal komplett verschimmelt. Ich rate also dringend davon ab, zumindest bei Tomatensaatgut. Auch wenn es vielleicht zeitsparender ist, die Samen nur auf Küchenpapier zu verteilen, aber es wäre sehr schade um dein schönes Saatgut, wenn es im Anschluss die Lagerung nicht übersteht.
Hier also die Anleitung für eine bessere Methode zum Reinigen von Saatgut: Du nimmst dir ein sauberes Schraubglas und die Tomaten, deren Samen du sammeln möchtest.
Jede einzelne Tomate ritzt du mit einem Messer ein und drückst sie in das Glas aus. Nur die schleimigen Samen werden herausquellen und in das Glas tropfen. Das Fruchtfleisch bleibt übrig. Du kannst es entweder direkt essen, zu Tomatensauce weiterverarbeiten oder kompostieren. Für die Saatgutgewinnung ist es jedenfalls überflüssig.
Das Glas mit den Samen sollte nicht allzu voll gefüllt sein. Vielleicht maximal ein Viertel voll. Dann füllst du das Glas mit kaltem Leitungswasser auf und schraubst den Deckel zu.
Das gefüllte, zugeschraubte Glas stellst du nun irgendwo hin, wo du es jeden Tag sehen kannst — bei uns stehen sie in der Küche — und schwenkst es täglich ein oder zwei Mal, sodass die Samen ein bisschen im Wasser durcheinanderwirbeln. Durch die einsetzende Milchsäuregärung zersetzt sich das wabbelige Zeug und nur die sauberen Samenkörnchen bleiben übrig. Das Wasser ist von Anfang an übrigens ziemlich trüb und die Samen schwimmen mal oben, mal unten. Nach ein paar Tagen, ich führe das Ganze immer ungefähr eine Woche lang durch, sollten alle Samen auf den Boden gesunken sein.
Sobald das der Fall ist, kannst du das trübe Schmuddelwasser vorsichtig abgießen. Ich fülle das Glas dann ein weiteres Mal mit frischem Leitungswasser auf, schwenke die nun sauberen Samen noch einmal kräftig und gieße sie dann in ein feines Sieb.
Das nasse Saatgut kippe ich auf einen Teller — ohne Küchenpapier oder Ähnlichem! –, verteile es so dünn wie möglich und lasse es ein paar Tage an der Luft trocknen. Zwischendurch wird es gelegentlich mit den Fingern vorsichtig ein wenig durchgewuschelt, um alles vom Tellerboden abzulösen und damit sich die einzelnen Samen voneinander trennen und jedes Körnchen gut durchtrocknen kann. Das verhindert ein Verschimmeln des Saatguts.
Sobald dein selbstgewonnenes Saatgut trocken ist, kannst du es in ein vorbildlich beschriftetes Papiertütchen füllen und in der nächsten Saison verwenden — oder noch besser, einen Teil des Saatguts in mehrere Tütchen abfüllen und weiterverschenken!
Im Beispiel und auch im Originalbeitrag von Experiment Selbstversorgung werden Tomaten verwendet. Die Methode funktioniert aber auch mit Saatgut anderer Pflanzen. Ich habe auf diese Weise auch erfolgreich Kürbiskerne verschiedenster Sorten gereinigt und getrocknet. Das funktioniert wunderbar. Dieses Jahr werde ich es mit den Zucchini genauso machen.
Im nächsten Beitrag in der kommenden Woche erfährst du übrigens, welche Saatgutsorten wir bei uns im Laufe der Jahre bio-vegan vermehrt haben und gegen einen kleinen Solibeitrag an unsere Leserschaft abgeben. Also sei gespannt und freue dich auf Fruitlands-Saatgut für deinen eigenen Garten! 🙂