Heute möchte ich euch den Helgoländer Wildkohl vorstellen. Sein lateinischer Name lautet Brassica oleracea ssp. oleracea. Diese sowohl schöne, als auch nützliche und auch leckere Pflanze haben wir erstmals vor drei Jahren aus Saatgut gezogen, welches wir bei Dreschflegel bestellt hatten. Ich bin ja ein Fan von mehrjährigen Nutzpflanzen, die man jedes Jahr aufs Neue beernten kann, deshalb war das Experiment Wildkohl für mich ein absolutes Muss.
Als die fünf oder sechs Pflänzchen kräftig genug waren, pflanzten wir sie auf ein Stück Wiese in unserer Zone 1 (so nennt man in der Permakultur die Umgebung in unmittelbarer Nähe des Wohnhauses) zwischen ein paar Johannisbeersträucher. Kein Beet, kein vorbereiteter Boden. Nur hie und da ein kleines Loch in die Grasnarbe gehackt und den Wildkohl reingesetzt. Ab da haben wir die Pflänzchen sich selbst überlassen. Bis zum heutigen Tag habe ich für ihre Pflege keinen Finger krumm gemacht. Und so sehen sie nun aus:
Dieser gelbe Mega-Busch auf dem Foto ist wohlgemerkt nur eine Kohlpflanze. Die anderen sind ähnlich riesig, sie messen jeweils etwa einen halben bis einen Kubikmeter. Teilweise sind sie fast so groß wie ich.
Inzwischen hat sich der Wildkohl bei uns wie bescheuert ausgebreitet. Aus den ursprünglich sechs oder so Pflanzen sind unzählige geworden. Gefühlt verdoppelt sich ihre Population jedes Jahr. Er sät sich auf besagter Wiese munter selbst aus, obwohl der Boden dort mit Wiese dichtbewachsen, unbearbeitet und ziemlich verdichtet ist.
Für uns Menschen ist das okay; wir mögen unsere zuverlässige Kohlquelle! Und die Pflanzen bilden einen tollen Sichtschutz. Es macht außerdem auch Spaß, sich an einem warmen Frühsommertag zwischen die Kohlpflanzen zu stellen und dem Summen der Insekten zu lauschen. Dort ist immer etwas los.
Dickes fettes Plus: Der Helgoländer Wildkohl ist absolut winterfest. Auch bei uns, wo es im Februar schon mal -14°C werden kann. Weder muss man ihn zurückschneiden, noch abdecken oder gar zum Überwintern ausbuddeln. Einfach stehen lassen, so wie er ist. Zeitig zu Frühlingsbeginn treibt er wieder aus und bildet Blätter. Sie sehen aus wie Grünkohl und sind das ganze Jahr hindurch essbar. Wann immer ein Kohlgericht auf dem Speiseplan steht, kann man sich eine beliebige Menge Blätter abbrechen oder abschneiden. Allerdings solltest du immer einen Blick auf die Blattunterseiten werfen, denn dort sitzen gern die Raupen des Kohlweißlings und lassen es sich so richtig gutgehen! Aber keine Sorge, der Wildkohl ist sehr robust und verschmerzt das locker. Zudem bildet er jedes Jahr mehr Blattmasse aus, als du essen kannst, dann kannst du also ruhig mit den Raupen teilen.
Im Mai entstehen die Blütenknospen und dann geht es auch bald schon los mit der Blüte. Helgoländer Wildkohl blüht in einem fröhlichen sonnigen Gelb und erinnert dabei an Raps. Das ist kein Zufall, denn Raps ist ebenfalls eine Kohlsorte. Die Blüten duften sehr stark und angenehm, wie ich finde, und Millionen Insekten sehen das ähnlich und umschwärmen ständig die heißbegehrten Blütenstände.
Im Herbst, wenn die Blüten bestäubt sind, entstehen pro Pflanze Hunderte von kleinen samengefüllten Schoten. Diese trocknen immer weiter aus und werden dunkel. Bald kann man die Samen in den getrockneten Schoten rascheln hören, wenn man sie schüttelt. Dann kann es mit der Samenernte losgehen. Wenn du zu lange damit wartest, springen die Schoten irgendwann von selbst auf und streuen die Samenkörner in die Gegend. Im nächsten Jahr wunderst du dich dann, dass plötzlich überall Kohlpflanzen herumstehen.
Samenmäßig ist Helgoländer Wildkohl so ergiebig wie blattmäßig: unermesslich viel!
Falls du an Saatgut interessiert bist, lass es uns wissen, dann schicken wir dir welches zu. Wir haben mittlerweile reichlich davon.
Fazit: Helgoländer Wildkohl ist ein toller Allrounder, den wir sehr ins Herz geschlossen haben. Er bietet von Frühling bis Winter zuverlässig Sichtschutz, Insektennahrung und Menschennahrung, sieht mit seiner üppigen leuchtendgelben Blütenpracht im Mai wunderschön aus und betört mit seinem schweren Duft. Er benötigt keinerlei Pflege, ist mehrjährig und sorgt selbst für seine Ausbreitung im Garten, wenn man ihn lässt. Ich kann es nur empfehlen, sich diese Urform aller Kulturkohlsorten in den Garten zu holen!