Es kommt uns zwar so vor, als hätten wir erst gestern die letzten Kartoffeln aus der Erde geholt, aber diesen Monat ist es schon wieder an der Zeit, einen Teil der Ernte vom letzten Herbst wieder einzubuddeln. Ein Erfahrungsbericht.
Es sind noch Unmengen Kartoffeln unseres Experimentes vom letzten Jahr übrig! Die Rechnung „wir brauchen 1 kg pro Woche“ ging nicht ganz auf — offenbar essen wir deutlich weniger Kartoffeln. Mittlerweile ist ein Großteil der Früchte im Erdkeller gekeimt und möchte gerne wieder zurück in die Erde. Nun haben wir auch Erfahrungswerte, was Geschmack und Lagerfähigkeit der Sorten, welche wir 2020 testweise angebaut haben, anbelangt:
Otolia
Otolia schmeckt sehr gut und punktet mit riesigen Knollen, die sich gut als baked potatoes verwenden lassen. Wir haben sie oft zu Riesenwedges zerschnippelt und fein mariniert im Ofen gebacken. Die Lagerfähigkeit war gut, sie keimten erst relativ spät — im Februar oder so. Außerdem machten sie sich um Weihnachten herum gut als Geschenkbeigabe im Päckchen, statt Füllmaterial. Wird definitiv wieder angebaut!
Linda
Linda schlägt sich super! Sie hielt sich im Keller mit am längsten, ohne zu keimen. Mittlerweile waren jedoch auch die meisten Lindas gekeimt, jedoch nur mit verhältnismäßig kurzen dicken Trieben. Hätte ich die abgeknibbelt, würde ich die Kartoffeln sogar jetzt im April noch essen können. Auch Linda kommt dieses Jahr wieder in fruitländischen Boden.
Roseval
Der Loser unseres Experiments! Die Knollen keimten ziemlich schnell und bildeten lange dünne Triebe. Auch war die Ernte ziemlich mager. An den Geschmack kann ich mich gar nicht erinnern, obwohl Roseval als Delikatesssorte angepriesen wurde. Fraglich, ob wir die nochmal anbauen wollen. Schade eigentlich, denn Roseval ist mit ihrer knalligen Lilafärbung mit Abstand die hübscheste Sorte. Andererseits haben wir nun diesen Korb voller gekeimter Früchte, die wir ungern entsorgen möchten. Denkbar, dass wir sie aus Barmherzigkeit einpflanzen und dann im September als erste Sorte roden und aufessen oder gekocht einfrieren.
Allians
Allians wirkt sehr solide und bodenständig. Eine typische Kartoffel eben. Sie schmeckt uns sehr gut. Auch keimte sie ziemlich spät. Wir bauen sie dieses Jahr wieder an.
Bamberger Hörnchen
Die Hörnla mögen wir sehr gerne essen! Geschmack, Farbe und Form sind toll. Als Wedges machen sie keine gute Figur, dafür sind sie zu krumm und schief, aber für andere Kartoffelgerichte eignen sie sich hervorragend. Die Bamberger Hörnchen ließen sich sehr gut lagern und keimten von allen Sorten als letztes. Ferner waren wir von ihrem Rekordertrag begeistert! Die perfekte Kartoffel für unseren Geschmack, daher wird sie auch diese Saison wieder angebaut; diesmal in größerem Stil.
Kerkauer Kipfler
Auch die Loser der Stunde, mehr noch als Roseval. Die Kipfler waren eine totale Enttäuschung, deswegen haben wir sie direkt nach der Ernte komplett aufgegessen. Nö, die nicht nochmal.
Moor-Sieglinde
Sieglinde ist so unaufregend, dass sie etwas untergegangen ist. Gelegentlich landete sie auf dem Teller und schmeckte dann auch. Wir werden sie wohl nur in sehr kleinem Stil anbauen, um die Sorte bei uns auf dem Hof zu erhalten, und anderen Sorten auf dem Acker mehr Platz einräumen.
Fruitlands
Unsere eigens gezüchtete Hauskartoffel ist unverwüstlich! Jetzt, Mitte April, ist noch keine einzige Knolle gekeimt. In Sachen Lagerfähigkeit ist sie also unschlagbar! Wir hatten Fruitlands letztes Jahr ja als verloren geglaubt und sie im Frühjahr mangels verfügbarer Knollen gar nicht angebaut, aber dann tauchte doch noch eine erhebliche Menge von ihr auf dem Acker auf, als wir die anderen Sorten rodeten (erwähnte ich, dass sie unverwüstlich ist?). Alle Fruities kommen dieses Jahr zwecks Weitervermehrung in die Erde, und dann können wir hoffentlich zur Saison 2022 auch mal einige der dunkellilafarbenen Fruitlandskartoffeln zum Anbau an andere Gärtnernde abgeben, falls Interesse besteht!
Das Fazit also:
Dieses Jahr werden wir die Kartoffelsorten Otolia, Allians, Bamberger Hörnchen, Linda und unsere eigene Sorte Fruitlands auf jeden Fall wieder anbauen! Je 20 Otolias und Lindas fanden bereits den Weg in die Tiefen unseres Ackers. Da die beiden Sorten letztes Jahr zusammen rund 28 kg Ertrag bei Einsatz von nur ca. 8 Stück Pflanzkartoffeln je Sorte gebracht haben, bin ich gespannt, was uns dieses Jahr zum Saisonende erwartet!
Kerkauer Kipfler hingegen haben und möchten wir gar nicht mehr; Roseval wird wenn überhaupt nur in geringer Menge angebaut werden, genau wie Moor-Sieglinde.