Zwei Cocktails und eine Plastikwanne.
Klingt erfolgversprechend? Ist es auch!
Dieses Wochenende halten sich die Temperaturen gerade so im Plusbereich, was uns natürlich sofort zur Tat schreiten lässt: dem Acker geht es an den Kragen! Denn nun haben wir die ersten Pflänzchen in Quickpots angezogen, aber immer noch keinen vorbereiteten Platz im Freien, um sie rauszupflanzen. Und im März sind auch schon die Kartoffeln an der Reihe, in die Erde gebracht zu werden, kurzum – ein Acker muss her! Kaum aus dem Auto gesprungen und von der langen Fahrt erholt, schaufeln wir also alles Mögliche an Gartengeräten, einen Zollstock, ein langes Band und zwei abgebrochene Tischbeine in unsere Schubkarre und stecken das erste Beet auf unserem soon-to-be-Gemüsefeld ab, direkt an der Sonnenfalle aus Beerensträuchern und Obstbäumen. Sind im Erwerbsgartenbau die Beete so dimensioniert, dass ein Traktor bequem über die Fahrgassen fahren und das Beet bearbeiten kann, so bleibt uns bei der Wahl der Beetbreite und auch der Zwischenräume zwischen den Anbauflächen freie Hand, denn einen Traktor haben wir nicht. Wir einigen uns auf bequem bearbeitbare 1,20 m Breite und 10 Meter Länge für das erste Beet. Dazu kommt ein etwa 20 cm schmaler Blühstreifen, der sich an jedem Beet entlangziehen soll. Der Zwischenraum, in dem man später geht und sich zum Arbeiten aufhält, wird eine Rasenmäherbreite breit und bleibt vorerst mit Gras bewachsen. Aber ich träume schon von Duftwegen aus Thymian und anderen Kräutern …
Nach dem langen Winter ist der kompakte schwere Boden sehr durchnässt, weshalb er ganz gut zu bearbeiten ist. Erfreulicherweise stoßen wir dabei auf doch recht viele Regenwürmer. David schält mit einem Spaten die Grasnarbe ab, dann lockere ich das barliegende Erdreich mit dem Crowbar. Es ist seltsam; genau diese Tätigkeit habe ich genau ein Jahr zuvor in Indien ausgeübt; damals wusste ich noch nicht, dass ich dasselbe ein Jahr später auf meinem eigenen Grundstück tun würde. Doch jetzt wird der Boden nicht mit dem schweren Brecheisen gelockert, um Urwaldbäume zu pflanzen wie damals, sondern nur bis zu einer Tiefe von 5 – 10 Zentimetern aufgebrochen, dafür aber großflächig. Auf das neuentstandene Beet streue ich noch einige Hände voll Sägespäne für eine krümeligere Bodenstruktur, dann hacke ich das Ganze einmal durch, vermische alles im Anschluss mit der Gartenkralle und harke zu guter Letzt das Beet nochmals tüchtig durch und zerkleinere so die letzten großen Erdklumpen. Jetzt sieht der ehemals brachliegende, seit Jahrzehnten nicht bewirtschaftete und von Rindern festgetretene und abgeweidete Boden tatsächlich so aus, als könne man auf ihm wieder etwas anbauen! Drei Stunden haben wir für die zwölf Quadratmeter große Fläche benötigt, die auf unserem Grundstück so winzig klein erscheint, uns aber einige Schweißtropfen gekostet hat. Schnell mulchen wir das Beet mit Heu und legen die Grassoden, natürlich mit dem Wurzelwerk nach oben, darauf. inzwischen ist es abends und wir finden es toll, vor Sonnenuntergang fertiggeworden zu sein. Wir sind sehr zufrieden mit unserem Werk.
Am nächsten Tag besteht David darauf, noch so ein Beet anzulegen. Das ist auch sehr vernünftig, da im Keller wirklich viele Kartoffeln darauf warten, nächsten Monat eingepflanzt zu werden. Während wir also erneut stechen, schälen, schaufeln, karren sinniere ich darüber, dass wir den einzelnen Beeten Namen geben sollten. „1“, „2“, „3“ oder „A“, „B“, „C“ ist viel zu langweilig, aber ich will nicht immer „das zweite von rechts“ oder „das da hinten, neben dem Birnenbaum“ sagen müssen, das ist viel zu umständlich. Also überlegen wir, wie unsere Beete von nun an heißen sollen. Wonach benennen wir sie? Indischen Gottheiten? Musikgruppen? Bewundernswerten Leuten? Schließlich hat David die zündende Idee, auf die wir uns dann einigen. So kam es also, dass an diesem Aktionswochenende die Beete „White Russian“ und „Mojito“ angelegt wurden. Ganz recht. Wir benennen unsere Ackerflächen nach Cocktails. Frag mich nicht, wieso.
Noch eine weitere Sache habe ich mir für dieses Wochenende vorgenommen: Ein Hochbeet zu bauen, das eigentlich nur zwei Funktionen haben soll. Nämlich erstens das Beherbergen von reichlich Topinambur, dessen ungezügeltem Ausbreitungsdrang damit Einhalt geboten werden soll. Einmal in die Landschaft gepflanzt, breitet sich da Zeug nämlich wie bekloppt aus und ist auch nicht mehr wegzukriegen. Über meine Liebe zu Topinambur habe ich übrigens bereits in meinem anderen Blog Penniless Traveller geschrieben.
Zweitens soll das Topi-Hochbeet Teil eines Begrüßungsensembles werden, welches ich an der Einfahrt des Innenhofs aufbauen möchte. Damit es nicht mehr so trostlos und abgefuckt aussieht, wenn man auf den Hof kommt. Und da ich schlecht darin bin, stundenlang immer nur ein und dasselbe zu machen, pendle ich an diesem Sonntagnachmittag zwischen Gemüseacker und Hofeinfahrt hin und her, piekse bei ersterem mit dem Spaten im verfilzten Gras herum und schleppe für zweites tonnenweise Schlackensteine herbei, die ich dann rund um eine viereckige Plastikwanne, in die wir vorher Abflusslöcher gebohrt haben, aufschichte. Die Würfel aus der hierzulande allseits beliebten Schlacke liegen schon seit Ewigkeiten in einem großen Haufen hinter der Scheune. Sie sind unhandlich, schwer, mit Vegetation eingewachsen und teilweise zusammengefroren. Mühsam das. Was ich nicht bedacht hatte bei meiner Hochbeetplanung war die Ästhetik. Zwar war mir klar, dass etwas, das ich ohne weitere Planung spontan erschaffe, auf keinen Fall perfekt und geradlinig aussieht (zum Glück; sowas mag ich nicht), aber nach Fertigstellung des Hochbeets war ich äußerst positiv überrascht ob des wunderschön verwunschenen Aussehens meiner Kreation. Ich hatte nämlich total vergessen, dass die uralten Schlackensteine fast komplett mit Moos und Flechten bewachsen sind! Jetzt begrüßt ein eindrucksvolles rustikales Gebilde, das aussieht wie ein Wunschbrunnen, alle diejenigen, die Fruitlands besuchen. Ich freue mich schon auf den Herbst, wenn die Topinambur darin blühen!